Wahlprüfsteine der GNU zur Kommunalwahl 2020

Die GNU – Gemeinschaft für Natur und Umweltschutz
im Kreis Gütersloh e.V. – hat den Bürgermeisterkandidat*innen Wahlprüfsteine vorgelegt.

An dieser Stelle dokumentieren wir gern die Fragen und natürlich auch die Antworten von Gitte Trostmann an die GNU.

1. Welchen Rang nimmt in Ihrem politischen Verständnis der Natur- und Umweltschutz ein? Können Sie ein Beispiel dafür nennen?

Als GRÜNE ist uns der Natur- und Umweltschutz sehr wichtig. Um dies zu verdeutlichen, nennen wir hier nur ein paar Beispiele:

Wir haben immer konsequent gegen die Aufstellung des Bebauungsplanes Nr. 299 “Südring” gestimmt, weil hier eine wichtige Frischluftschneise zugebaut werden würde und hier ein Lebensraum für den sehr selten gewordenen Kiebitz ist. Mehrere Brutpaare finden hier schon seit mehreren Jahren gut geeignete Lebensbedingungen.

Und wir setzen uns entschieden und klar für Bäume in Gütersloh ein: Zum Beispiel als die vier Kastanien an der Berliner Straße vor dem Rathaus abgesägt werden sollten – leider konnten wir das nicht verhindern – und als das Wäldchen am Malvenweg für eine Wohnbebauung des Bauvereins weichen sollte – zum Glück hier mit Erfolg.

2. Welche Unterstützung soll die Landwirtschaft bekommen, um Maßnahmen zum Natur- und Umweltschutz zu realisieren (z.B. Flächen ein Jahr unbearbeitet lassen, Umstellung auf nachhaltiges Wirtschaften, Blühstreifen)?

Wir GRÜNE wollen die bäuerliche Landwirtschaft in Gütersloh unterstützen, denn wir wissen, dass der wirtschaftliche und der Flächen-Druck auf Landwirt*innen in den vergangenen Jahren enorm zugenommen hat. Aus unserer Sicht ist es dabei wichtig, dass die Landwirtschaft Unterstützung für Maßnahmen wie Blühstreifen entlang von Äckern und die Reduzierung von Nitrat erhält, wie beispielsweise bei der Kooperation Landwirtschaft/Wasserwirtschaft, die wir stärken wollen. Wir möchten, dass Landwirte finanziell unterstützt werden, zum Beispiel wenn sie dauerhaft extensives Grünland schaffen.

3. Welche Form der Unterstützung können Landwirte von Ihnen erwarten, die auf eine ökologisch ausgerichtete Wirtschaftsform (z.B. Tierwohl gerechte Schweinehaltung) umstellen wollen? Auf welche Weise werden Sie sich dafür politisch im Rat, im Kreistag, Land, Bund, EU einsetzen?

Die Möglichkeiten der Kommunalpolitik sind in diesem Bereich sehr begrenzt, da die landwirtschaftlichen Leitlinien hauptsächlich in der EU- und und Bundespolitik entschieden werden. Wir möchten die geringen Spielräume in der Stadt und im Kreis bei der Landwirtschaftspolitik nutzen und setzen uns dafür ein, dass der Standpreis für Marktstände für Biobauern gesenkt und das Essensangebot in städtischen Einrichtungen wie Schulen, Kindertageseinrichtungen und dem städtischen Klinikum auf regionale, saisonale und biologische Küche umgestellt wird. Darüber hinaus setzen wir uns dafür ein, dass in allen Einrichtungen attraktive vegetarische und bei Bedarf vegane Alternativen angeboten werden.

Als GRÜNE setzen wir uns auf allen Ebenen für mehr Tierwohl, verbesserte Umweltstandards und den Erhalt einer bäuerlichen Landwirtschaft ein. Den Austausch mit den GRÜNEN in Land, Bund und EU werden wir in jedem Fall fortführen. So haben wir GRÜNE hier vor Ort vor kurzem die “Zehn Konsequenzen aus dem Tönnies-Desaster” entwickelt, denen sich sowohl die GRÜNE Ortsverbände und Fraktionen im Kreis, alle Bürgermeister-Kandidat*innen und auch die örtlichen GRÜNEN Landtags- und Bundestagsabgeordneten Wibke Brems MdL und Britta Haßelmann MdB angeschlossen haben. 

4. Flächensparendes Bauen ist immer wichtiger. Wo sehen Sie eine entsprechende Möglichkeit dies in Ihrer Stadt / Kommune umzusetzen?

Neubau bedeutet immer die zusätzliche Versiegelung bisher grüner, unbefestigter Flächen und eine zusätzliche CO2-Belastung sowohl beim Bauen als auch bei der Nutzung. Dieser Problematik stellen wir uns und setzen uns für ein neues Denken bei der Entwicklung und beim Bau neuer Wohngebiete ein: Wir wollen die Flächeninanspruchnahme deutlich reduzieren. Das bedeutet, dass künftig mehr Mehrfamilien- und Reihenhäuser gebaut werden müssen. Zentrale Parkhäuser in Neubaugebieten ersetzen die Stellplatzpflicht für jede Wohneinheit. Weniger versiegelte Flächen schaffen Lebensraum für die Natur und damit natürliche Erholungsräume.

Angesichts des Wohnungsmangels in Gütersloh werden wir nicht auf zusätzliche Bauvorhaben verzichten können. Wir setzen dabei zum einen auf Verdichtung und einer maßvollen in die Umgebung passenden Erhöhung der Gebäude, wissen aber gleichzeitig wie wichtig es ist, die Lebensqualität zu erhalten, Bäume zu schützen, Frischluftschneisen zu erhalten und damit für eine gute Durchgrünung mit Freiflächen zu sorgen.

Wir GRÜNE setzen uns für eine kommunale Förderung von nachhaltigem Hausbau ein. Nachhaltiger Hausbau heißt ökologisch zu bauen, schadstoffarme und recyclingfähige Baustoffe zu verwenden und energieeffizientes Bauen, zum Beispiel in Passivhaus- und/oder Holzbauweise, zu realisieren. Die Stadt Gütersloh soll diese Nachhaltigkeitsaspekte besonders bei eigenen Baumaßnahmen konsequent umsetzen, aber auch andere Bauherr*innen mit Information und Beratung unterstützen.

Unser Ziel ist es, keine weiteren Flächen neu zu versiegeln. Die Schaffung von notwendigem Wohnraum und erforderlichen Gewerbegebieten soll sich am Bedarf orientieren und mit Weitsicht erfolgen. Eine notwendige Flächenversiegelung muss mit wirksamen Maßnahmen für die Entsiegelung von Flächen an anderer Stelle sowie für die Schaffung von Flächen für den Klimaschutz und mit hohem ökologischem Wert einhergehen.

Trotz konkreter Festlegungen in Bebauungsplänen sind Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen in den vergangenen Jahren mehrfach nicht umgesetzt worden. Das ist ein eklatanter Verstoß gegen den Naturschutz, den es zu verhindern gilt. Daher muss die Stadt Gütersloh die dauerhafte Umsetzung auch der eigenen Vorhaben streng kontrollieren und ein System zur zukünftigen Vermeidung solcher Verstöße etablieren.

5. Wie sehen Ihre konkreten Pläne für mehr Grün in Ihrer Kommune/ Stadt (Bäume, Parkanlagen, Grüngürtel) aus?

Im ausführlichen Wahlprogramm der GRÜNEN Gütersloh finden Sie unsere gesamten Ideen und Ziele: Von einem Entsiegelungsprogramm über die Neupflanzung von standortgerechten Bäumen, der Sicherung von Grünflächen, der Unterstützung von Urban Gardening bis zu unserem Ziel, keine weiteren Flächen neu zu versiegeln.

Wir GRÜNE setzen auf mehr Natur in unserer Stadt. Deshalb fordern wir, dass die Grünflächen in der Stadt extensiver bewirtschaftet werden. Das bedeutet, dass weniger gemäht wird, damit Blumen und Kräuter aufblühen können und Bienen sowie weitere Insekten wieder mehr Nahrung finden. Wir GRÜNE setzen uns zudem für mehr bienen- und insektenfreundliche Blumen beispielsweise auf städtischen Grünflächen und entlang von Straßen ein, zum Beispiel auf Kreisverkehren. Auch die bereits von uns beantragte Umstellung der Straßenlaternen auf insektenfreundliche Leuchtmittel ist ein wichtiger Baustein für den Insektenschutz.

Zusätzlich möchten wir Bürger*innen Informationen über eine umwelt- und insektenfreundliche Gartengestaltung zur Verfügung stellen. Schottergärten sind aus ökologischer und klimatischer Sicht eine bedenkliche Entwicklung der vergangenen Jahre. Wir wollen dafür sorgen, dass die bereits in Bebauungsplänen vorhandenen Verbote solcher „Gärten“ konsequent kontrolliert und Hausbesitzer*innen über die Nachteile solcher Schottergärten sowie mögliche naturnahe, pflegeleichte Alternativen informiert werden.

Heimische Tier- und Pflanzenarten stehen unter Druck, denn ihnen stehen immer weniger Flächen als Lebensraum zur Verfügung. So geht seit Jahren die Verbreitung von Arten, die für  unsere Region typisch sind , wie z. B. der Kiebitz, dramatisch zurück. Für uns GRÜNE bedeutet das, dass der Lebensraum dieser Arten geschützt werden muss. Ökologisch wertvolle landwirtschaftliche Flächen, vorhandene Biotope und Naturschutzgebiete müssen gesichert, erweitert und miteinander vernetzt werden. Das Biodiversitätsprogramm der Stadt bietet eine gute Basis, spielt jedoch bei planungspolitischen Beschlüssen der Ratsmehrheit häufig keine Rolle. Bei der Aufstellung des Landschaftsplans werden wir uns dafür einsetzen, dass weitere Natur- und Landschaftsschutzgebiete zum Beispiel entlang von Gewässern in ausreichender Größe ausgewiesen werden. Ein guter Biotopverbund mit vielfältigen ökologisch wertvollen Gebieten ist eine unverzichtbare Grundlage für die heimische Tier- und Pflanzenwelt.

Unsere Flüsse prägen unsere Stadt, sind Lebensader, bieten Kühlung in Hitzeperioden und Lebensraum für Tiere. Der fortschreitende Klimawandel sorgt für immer mehr Wetterextreme, sodass wir uns für die Zukunft sowohl auf Hochwasser als auch auf Trockenheit einstellen müssen. Die Trockenheit der vergangenen Sommer hat uns allen vor Augen geführt, wie kostbar die Ressource Wasser ist. Wir GRÜNE setzen uns daher dafür ein, dass die bisher erfolgten Renaturierungen beispielsweise an Dalke, Ems und Lutter fortgeführt und auch auf andere Fließgewässer, wie zum Beispiel die Wapel, ausgeweitet werden. Dies und der Erhalt und Schutz von Gewässerauen ist aktiver Hochwasserschutz. Wir GRÜNE engagieren uns daher dafür, die Überschwemmungsbereiche und Retentionsräume zu erhalten sowie in den Randbereichen der Gewässerläufe größere Wasserflächen anzulegen, die auch bei extremer Trockenheit noch Wasser führen und somit Lebensraum bieten.

6. Multiresistente Keime wurden auch im Kreis Gütersloh nachgewiesen, wie werden Sie die Ursachen (aus Landwirtschaft) bekämpfen (z.B. Kontrollen bei der Tiermast, Messungen im Abwasser der Schlachtbetriebe)?

Die Belastung unserer Gewässer – vor allem der Ems – mit multiresistenten Keimen stellt ein großes Gesundheitsrisiko dar. Wir wollen die Belastung unserer Gewässer mit multiresistenten Keimen kontrollieren und den Ursachen auf den Grund gehen. Als Verursacher kommen vor allem die Landwirtschaft und Abwässer von Schlachthöfen, aber auch Kliniken und private Abwässer in Frage.

Die Belastung und damit mögliche Gesundheitsgefahr darf nicht länger hingenommen und unter den Teppich gekehrt werden. Die Verursacher müssen konsequent, wenn möglich ermittelt und Maßnahmen zum Schutz von Menschen und Tieren auf den Weg gebracht werden. Das Risiko von Infektionen muss minimiert werden. Der Ausbau der Klärwerke in den Kommunen mit der 4. Reinigungsstufe soll gefördert werden. Zur Ermittlung der Ursachen und zur Ermittlung und zur Umsetzung von Maßnahmen ist es unverzichtbar, Messungen von multiresistenten Keimen sowohl im Abwasser der Schlachthöfe und im Ablauf der Kläranlagen als auch im Grundwasser vorzunehmen.

7. Welche Maßnahmen zum Klimaschutz sollten in den kommenden fünf Jahren lokal realisiert werden?

Das wichtigste ist, dass Klimaschutz bei der Verwaltungsspitze eine hohe Priorität hat sowie finanziell und personell gut ausgestattet ist. Denn nur dann können notwendige Maßnahmen auch konkret umgesetzt werden.

Wir müssen leider feststellen, dass der wichtige Beschluss zum Klimaschutz vom Juli 2019 von den anderen Fraktionen nicht Ernst genommen wird und bei Beschlüssen wie zum Beispiel zu Erneuerbaren Energien und  zur Förderung des Radverkehrs nicht beachtet wird. Deshalb brauchen wir aus unserer Sicht eine Stabsstelle Klimaschutz in der Verwaltung, die dafür sorgt, das Klimaschutz als Querschnittsaufgabe wahrgenommen und mit hoher Priorität in allen Teilen der Verwaltung berücksichtigt wird. Außerdem brauchen wir ein möglichst konkretes und verbindliches Maßnahmenprogramm zur Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen. Wichtige Maßnahmen sind für uns: Viel mehr Photovoltaikanlagen auf den Dächern zu installieren, die dringend notwendige Verkehrswende anzugehen, die Innenstadt autofrei zu machen. Wir setzen uns für Fahrradzonen in der Innenstadt, viel mehr Fahrradstraßen,schnelle Radverbindungen und für gute Fußwegeverbindungen ein. Um den Busverkehr in Gütersloh wesentlich attraktiver zu machen, muss ein neues Buskonzept erarbeitet werden.

Diese Maßnahmen stehen auf unserer Agenda für die nächsten fünf Jahre ganz oben. Noch viel mehr Maßnahmen stehen in unserem aktuellen Kommunalwahlprogramm.

8. Welche Möglichkeiten der politischen Steuerung zur Minderung der CO2-Immissionen sehen Sie für unsere Kommune / Stadt?

Eine Voraussetzung für erfolgreichen Klimaschutz in Gütersloh ist eine zeitnahe Bestandsaufnahme der bisher durchgeführten Maßnahmen und deren Klimawirkung sowie die Erarbeitung, Umsetzung und Kontrolle weiterer Maßnahmen. Das bereits seit einigen Jahren vorliegende Klimaschutzkonzept muss also kontinuierlich weiterentwickelt und zum Handlungsleitfaden der gesamten Stadtverwaltung werden. Klimaschutz darf nicht als Hemmschuh, sondern sollte als Chance für neue Entwicklungen wahrgenommen werden. Entscheidungen, die dem Klimaschutzkonzept oder dem Klimafolgenkonzept widersprechen, müssen unterlassen oder an anderer Stelle im Stadtgebiet ausgeglichen werden. Wir sehen es als größte und drängendste Aufgabe unserer Zeit, dass sich Klimaschutz auch beim personellen und finanziellen Aufwand in unserer Stadtverwaltung widerspiegelt. Mehr als bisher müssen alle Fachbereiche der Stadtverwaltung den Klimaschutz als Aufgabe sehen und mitdenken. Daher setzen wir uns dafür ein, dass die Koordinierung in einer Stabsstelle Klimaschutz zusammenläuft. In der Stadtverwaltung wird deutlich mehr Personal als bisher benötigt, das sich ausschließlich mit Klimaschutz und Klimafolgenanpassung befasst.

Das bisherige Ziel aus dem Integrierten Klimaschutzkonzept, die örtlichen CO2-Emissionen bis 2030 gegenüber 2011 um 30 Prozent zu senken, muss deutlich früher erreicht werden. Daher setzen wir GRÜNE uns dafür ein, diese dreißigprozentige Einsparung bereits 2025 zu erreichen. Das bedeutet, jedes Jahr bei der Umsetzung von Maßnahmen ambitionierter vorzugehen und mehr finanzielle Mittel einzuplanen als im vorherigen Jahr, um jährlich mehr CO2-Einsparungen zu erzielen.

9. Welche Möglichkeiten sehen Sie für die Entwicklung eines attraktiven ÖPNV im Kreis Gütersloh? Und an welcher Stelle wollen Sie in dieser Hinsicht aktiv werden?

Der öffentliche Personennahverkehr muss einfach, attraktiv und bezahlbar sein, damit der Umstieg vom Auto auf öffentliche Verkehrsmittel gelingt. Erreicht werden kann das durch günstige und übersichtliche Tarife, dichte, an den Bedarf angepasste Taktungen – auch in den Abendstunden -, ein erweitertes Streckennetz und eine gute Vernetzung mit den anderen Verkehrsmitteln, zum Beispiel über direkt angebundene Bike- und Car-Sharing-Angebote.

Haltepunkte sollen zu barrierefreien Mobilstationen unter anderem mit guten Radanbindungen und komfortablen Radabstellanlagen entwickelt werden. Um dies zu erreichen, fordern wir GRÜNE ein neues Bus-Konzept für Gütersloh, das die folgenden Themenschwerpunkte berücksichtigt:

  1. Günstige und einfache Tarife im gesamten Kreisgebiet, zum Beispiel das 1-Euro-Ticket als Monatsabo für alle und kostenlosen öffentlichen Personennahverkehr für alle Schüler*innen und Auszubildende.
  2. Schnellere und bessere Verbindungen durch die Erhöhung auf einen 15-Minuten-Takt, die Ausweitung der Busfahrten in die Abendstunden, einen bedarfsgerechten Ausbau des Nachtbusangebotes, eine Taktverdichtung am Wochenende, Sammeltaxis als Ergänzung, gute Anschlüsse an den Schienenverkehr sowie den Einsatz von Minibussen in den Randstunden und als Querverbindungen zwischen den Hauptlinien sowie als On-demand-Verkehr (Busverkehr auf Abruf).
  3. Klimaschonende Technik voranbringen mit dem Ziel, die Antriebe der Busse Zug um Zug emissionsfrei zu machen, zum Beispiel mit Elektro- oder Wasserstoffbussen statt Diesel und auch mit Klimaschutz-Pilotprojekten für autonom fahrende Busse.

Darüber hinaus setzen wir uns auch weiterhin für die Wiederbelebung der Strecke der ehemaligen Teutoburger Wald-Eisenbahn (TWE) zwischen Harsewinkel, Gütersloh und Verl aus voller Überzeugung ein. Wichtig ist uns GRÜNE dabei eine gute Vernetzung mit den regionalen und städtischen Buslinien und gute Anbindungen an Regional- und Fernzüge. Wir GRÜNE fordern neue Haltestellen, zum Beispiel in der Nähe der großen Unternehmen entlang der Trasse. Dabei ist eine gute Erreichbarkeit der Haltepunkte sicherzustellen. Die Haltepunkte wollen wir zu Mobilstationen mit ausreichend Fahrradabstellanlagen und Sharing-Angeboten entwickeln. So sollte ein Park-and-Ride-Parkhaus an der Autobahnabfahrt der A2 entstehen, das durch eine Verbindung mit kostengünstigen Park- und Bus-/Bahn-Tickets auch für eine Entlastung der Verler Straße sorgen kann.

10. Wo sehen Sie Möglichkeiten, den innerörtlichen Autoverkehr zu reduzieren?

Uns geht es dabei vor allem darum, die Alternativen zum Auto zu stärken. Neben den schon angesprochenen Verbesserungen bei Bus und Bahn ist das vor allem das Fahrrad. Die bisherige Verkehrsplanung hat fast ausschließlich das Auto und dessen Anforderungen im Blick, manchmal wird im letzten Moment noch ein schmaler Streifen für Fußgänger*innen und Radfahrer*innen gebaut. Wir GRÜNE stehen dafür, dass jahrzehntealte Planungen neu überdacht werden und die einseitige Fokussierung auf das Auto beendet wird.

Geschwindigkeitsreduzierungen sorgen direkt für Lärm- und Abgasreduktion und verringern die Unfälle. Daher treten wir GRÜNE für die Reduzierung der Geschwindigkeit ein. Die zulässige Höchstgeschwindigkeit soll von 70 auf 50 km/h auf dem Stadtring und auf 30 km/h auf allen anderen innerstädtischen Straßen herabgesetzt werden.

Wir wollen die Verkehrsströme in der Innenstadt neu denken. Dabei orientieren wir uns am Groninger Modell, nach dessen Grundsätzen die Stadt in unterschiedliche Quartiere eingeteilt und für Radfahrer*innen überall freie Fahrt ermöglicht wird. Autos fahren verlangsamt aus einer Richtung, beispielsweise über Einbahnstraßen, in die Quartiere ein und wieder aus. So wird das Fahrrad im innerstädtischen Bereich stets das schnellste Verkehrsmittel. Damit einher geht eine deutlich höhere Anzahl von Fahrradparkplätzen, die durch die Umwidmung von Autoparkplätzen geschaffen werden können. Unser Ziel ist ein autofreier Stadtkern bis 2025. Dabei wollen wir, dass jeder Ort weiterhin für mobilitätseingeschränkte Menschen, beispielsweise Ältere oder Menschen mit Behinderungen, erreichbar ist.

11. Was kann die Kommune / Stadt tun, um die Nutzung von Fahrrädern attraktiver zu machen?

Wir GRÜNE wollen, dass es in Gütersloh attraktiver und sicherer wird, Fahrrad zu fahren. Damit kommen wir auch wirksam unserem Ziel näher, Gütersloh unfallfrei zu machen.

Wir werden die Attraktivität für Radfahrer*innen deutlich steigern, sodass 50 Prozent aller innerstädtischen Wege bis 2025 mit dem Fahrrad zurückgelegt werden, aktuell sind es noch unter 30 Prozent. Der Umstieg auf das Fahrrad wird insbesondere durch parallele Verbindungen zu stark befahrenen Straßen, fahrradfreundlich gestaltete Kreuzungen, gute Radwegeführungen und Ampelvorrangschaltungen für Radfahrer*innen unterstützt. Darüber hinaus brauchen wir in Gütersloh viel mehr Fahrradstraßen und Fahrradzonen, gute und sichere Radwege sowie direkte Verbindungen aus allen Stadtteilen in die Innenstadt, die das tägliche Umsteigen auf das Fahrrad erleichtern.

Mehr Fahrradparkplätze, auch für Lastenfahrräder, sollen in der Innenstadt und vor Geschäften für deutlich mehr Komfort sorgen. Der von uns bereits vor längerer Zeit gestellte und beschlossene Antrag, eine Fahrradabstellsatzung für Gütersloh zu erarbeiten, soll endlich umgesetzt werden. Damit können wir erreichen, dass bei allen Baugenehmigungen gute und ausreichende Fahrradabstellplätze nachgewiesen werden müssen.

Weitere Ideen für attraktives und sicheres Radfahren in Gütersloh sind:

  1. Vorrang für schnellen Radverkehr durch mehr fahrradfreundliche Kreuzungen mit Haltelinien und ‑zonen für Radfahrer*innen, fahrradoptimierte Verkehrsplanungen für neue und bestehende Verbindungen, schnelle Radwegeverbindungen in die Nachbarkommunen, z. B. nach Marienfeld/Harsewinkel und Verl sowie Halle/Steinhagen, Beschleunigung des Baus eines Radschnellwegs von Bielefeld über Gütersloh nach Rheda-Wiedenbrück.
  2. Alltagsradeln erleichtern, indem ein dezentraler Verleih von Lastenfahrrädern, Kinder- und Lasten-Anhängern ermöglicht wird und die Mitnahme von Fahrrädern im öffentlichen Personennahverkehr einfacher wird.
  3. Mehr Platz für Fahrräder zum Beispiel durch die Möglichkeit, Einkäufe zwischenzulagern, ein großes und komfortables Fahrradparkhaus am Bahnhof sowie die Errichtung von Fahrradparkplätzen an Bushaltestellen.
  4. Radverkehr sicherer machen, indem die Vermeidung von Gefahren für Radfahrer*innen bei Planungen konsequent mitgedacht wird, die Breite und Verkehrsführung, insbesondere an Bushaltestellen und Kreuzungen, verbessert werden sowie der Belag fahrradfreundlich gestaltet wird. An zentralen Verkehrsachsen wie dem Stadtring und der Verler Straße sollten geschützte Radspuren (protected lanes) auf beiden Seiten eingerichtet werden.

Fragen zur allgemeinen Lage:

Welches sind in Ihren Augen die wichtigsten politischen Handlungsfelder in der kommenden Legislaturperiode -in Stichworten- in unserer Stadt / Kommune und im Kreis Gütersloh?

Die größten Herausforderungen der kommenden Jahre sind die Klimakrise und die Folgen der Corona-Pandemie, sozial, wirtschaftlich und finanziell. Beim Klimaschutz drängt die Zeit, daher werde ich ihn zur Chefinnensache machen und eine Stabsstelle einrichten, um ihm den richtigen Stellenwert innerhalb der Verwaltung zu geben.

Die Pandemie hat unser Leben verändert und wird es auch in Zukunft tun. Ich werde mich dafür einsetzen, dass die Auswirkungen nicht wie bisher hauptsächlich auf Eltern und ihren Kindern lasten.

Auf bisherigem wirtschaftlichem Erfolg können wir uns nicht länger ausruhen, daher werde ich mich für ein Innovationszentrum einsetzen, das eine Keimzelle für Unternehmensgründungen und Anziehungspunkt für hochqualifizierte Fachkräfte werden muss und damit auch die heimische Wirtschaft stärkt.

Kommentar verfassen

Artikel kommentieren


* Pflichtfeld

Mit der Nutzung dieses Formulars erklären Sie sich mit der Speicherung und Verarbeitung Ihrer Daten durch diese Website einverstanden. Weiteres entnehmen Sie bitte der Datenschutzerklärung.

Verwandte Artikel